Donnerstag, 8. Oktober 2015

Wir Beide Im Sumpf

"Wer kann sich also über einen anderen erheben, wie wenn er gerechter wäre als jener? Er kann ja nicht nur dasselbe tun, sondern er tut bereits im Herzen vor Gott, was jener tatsächlich vor den Menschen tut. Und so darf man niemand verachten, der sündigt, sondern man muss ihn als einen Gefährten gemeinsamen Jammers freundlich tragen und muss sich gegenseitig helfen, so wie zwei, die in demselben Sumpf stecken, sich gegenseitig helfen. So tragen wir einer des anderen Last und erfüllen damit das Gesetz Christi (Gal 6: 2). Sonst werden wir beide im Sumpf umkommen, wenn wir jenen verachten."
Martin Luther, 
Römerbrief Vorlesungen, Münchener Ausgabe, S. 154.


Wie sollte es anders sein, wenn wir nur aus Gottes freier Gnade und Güte gerettet werden? Die bittere Ironie ist, dass wir uns dann von allerlei Hilfe abkapseln, wenn wir uns über andere erheben. Allein erhoben, allein stehend, allein fallend. So fall ich auch allein und kann kaum erwarten, dass jemand sich dann zu meiner Tiefe hinuntersteigt, um mich aus der Grube zu bringen. Einsamkeit ist der schmerzhafte Preis des Selbsterhebens. So ist die Selbstgerechtigkeit eine höchstwirksame Gift gegen echte Gemeinschaft, und Christi geschenkte Gerechtigkeit die Quelle für friedliche, herzliche, liebende Freundschaft und Gemeinschaft.  

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