Freitag, 30. April 2021

Machtstolz

Reinhold Niebuhr schreibt: 

"Der zweite Gestalt des Machtstolzes [En. "pride of power"] wird noch offensichtlicher durch das Gefühl der Unsicherheit angeregt. Es ist die Sünde derer, die nach ausreichender Macht suchen, um ihre Sicherheit zu bewahren, weil sie sich ihrer eigenen Unsicherheit bewusst sind. Diese durch Macht gesuchte Sicherheit kommt immer auf die Kosten vom anderen Leben. 
Es ist besonders die Sünde der fortschreitenden Bewegungen in einer Gesellschaft, die sich von dem existierenden Etablissement unterscheiden. Unter denen, die weniger offenbar sicher sind, was soziale Anerkennung, oder wirtschaftliche Stabilität, oder gar körperliche Gesundheit betrifft, kommt die Versuchung diese Unsicherheit zu überwältigen, oder zu tarnen, indem man sich noch mehr Macht aneignet."

Seine Einsicht hilft mir die Dynamik unserer Gesellschaft besser zu verstehen. Auch die Dynamik in der Gemeinde. Ja, auch die Dynamik in meinem Herzen. Niebuhr schreibt weiter über den Zusammenhang zwischen Machtstolz und dem Tod:

"Wir haben provisorisch zwischen dem Stolz unterschieden, der die menschliche Schwachheit nicht wahrnimmt, und dem Stolz, der nach Macht sucht, um eine wahrgenommene Schwäche zu überwältigen oder tarnen. Wir versucht den ersten Stolz den etablierten und traditionell anerkannten Gesellschaftsgruppen zuzuordnen, und den Zweiten den unsicheren, also weniger etablierten Gruppen. 

Diese Unterscheidung ist nur gerechtfertigt insofern, dass man sie als streng provisorisch betrachtet. Tatsächlich werden der stolzeste König und der sicherste Oligarch teilweise dazu getrieben, sich über alle Maßen zu behaupten, durch ein Gefühl der Unsicherheit. 

Das kommt zum Teil davon, dass je größer seine Macht und Herrlichkeit desto unpassender erscheint ihm die gemeinsame Sterblichkeit der Menschen. Deswegen haben die Monarch der Antike, die ägyptischen Pharaonen, die Ressourcen ihres Reiches ausgeschöpft, um die Pyramide zu bauen, die ihre Unsterblichkeit beweisen oder bewirken sollten. 

Die Ängst eines normalen Sterblichen vor dem Tod ist also eine große treibende Motivation hinter den Behauptungen und dem Ehrgeiz der größten Herrscher."

Reinhold Niebuhr, The Image and Destiny of Man, Bd I, s. 203-205.

Mittwoch, 28. April 2021

Der Schwächste Christ

"Der schwächste Christ ist genauso gerechtfertigt, genauso vergeben, genauso adoptiert, und genauso eins mit Christus wie der stärkste Christ. Der schwächste Christ hat genauso viel Zugang zu Christus wie der höchste und edelste Christ, der auf Erden atmet." 
Thomas Brooks, Works Bd II, S.338. 

Gott Rettet Sünder

Gott, der dreieinige Jahwe, Vater, Sohn und Heiliger Geist; die drei Personen wirken gemeinsam in souveräner Weisheit, Macht und Liebe, um die Rettung eines auserwählten Volkes zu erreichen, wobei der Vater erwählt, der Sohn durch das Erlösungswerk den Willen des Vaters erfüllt und der Geist die Absicht des Vaters und des Sohnes durch seine erneuernde Kraft zur Ausführung bringt. 

Rettet, d. h. schafft von Anfang bis Ende alles Notwendige, um Menschen vom Tode in ihren Sünden zum Leben in der Herrlichkeit zu bringen: Er plant, bewirkt und vermittelt die Erlösung. Er beruft, bewahrt, rechtfertigt, heiligt und verherrlicht. 

Sünder – Menschen, wie Gott sie vorfindet: schuldig, niederträchtig, hilflos, kraftlos, unfähig, auch nur einen Finger zu krümmen, um den Willen Gottes zu tun oder ihr geistliches Los zu verbessern.

J I Packer, Das Alte Evangelium Neu Entdecken, s.17. Kostenlose PDF hier.

 

Dienstag, 27. April 2021

Die Eindeutigste Bedeutung Der Geschichte

"Die ernsthafte Sicht der Bibel auf die Sünde der Menschen in ihrem Aufstand gegen Gott führt direkt zu einer Auslegung der Geschichte, in der die wichtigste Kategorie um die Geschichte zu verstehen, Gottes Gericht auf Sünde ist. Die eindeutigste Bedeutung der Geschichte ist, dass jede Nation, Kultur und Zivilisation Zerstörung auf sich selbst bringt, indem sie die Grenzen der Geschöpflichkeit übertritt, die Gott auf alle menschliche Unternehmen gesetzt hat. [...]

Im biblischen Glauben offenbart sich Gott in den Katastrophen der Weltgeschichte als das, was jedes einzelne Herz schon ganz vague in seinem Schuldgefühl wahrgenommen hat. Gott [offenbart sich] als die Struktur, das Gesetz, der wesentliche Charakter der Realität; als Quelle und Zentrum der geschaffenen Welt, gegen welche der menschliche Stolz sich in vergeblichem Aufstand zerstört."
Reinhold Niebuhr, The Nature and Destiny of Man, Bd. I, S.150-151

Montag, 26. April 2021

Die Psychologie Des Besitzers

"Es kann sein, und dafür hat die Gemeinde ein sehr genaues Gespür. dass die Theologie einen eitel macht und so etwas wie gnostische Hybris in einem entzündet. Das liegt vor allem daran, dass Wahrheit und Liebe bei uns Menschen selten vereinigt sind. 

Man kann auch genau sagen, warum: Die Wahrheit verführt uns sehr leicht zu einer Art Besitzerfreude. Ich habe das und das eingesehen, gelernt, verstanden. Wissen ist Macht. Ich bin also mehr als der andere, der dies und das nicht weiß. Ich habe größere Möglichkeiten und auch größere Anfechtungen. Jemand, der mit der Wahrheit zu tun hat, - und das haben wir Theologen ja -, verfällt allzu leicht der Psychologie des Besitzers. Liebe aber ist das Gegenteil des Besitzenwollens; sie ist Hingabe. Sie ist nicht Überhebung, sondern Herablassung."

Helmut Thielicke, Kleines Exercitium für Theologen, s.21

Samstag, 24. April 2021

Zwei Rezensionen

Ich dürfte neulich zwei Bücher für Evangelium21 rezensieren. 

- Der Klassiker: Pardon, ich bin Christ von C.S. Lewis

- Ein neues Buch: Rejoice & Tremble von Michael Reeves über die gute Nachricht der Gottesfurcht.

Pardon kennen wohl alle drei Leser dieses Blogs. Aber das Neue von Mike Reeves ist vielleicht etwas unbekannter. Es ist ein hervorragendes Buch, denn Reeves gibt uns durch eine starke Medikamente gegen unsere krampfhafte Tendenz Gottes Heiligkeit und "die Furcht des Herrn" als etwas negatives zu betrachten. 


Mittwoch, 21. April 2021

Jeder Tag Ist Sein Hochzeitstag

"Christus freut sich über alle Maßen an seinen Heiligen: "Wie der Bräutigam an seiner Braut freut, so wird dein Gott sich an dir freuen" (Jes 62,5). Daher nennt Er seinen Hochzeitstag, den Tag "der Freude seines Herzens" (Hoh 3,11). Es ist allgemein bekannt, dass dieser Tag die ungemischteste und reinste Freude bringt, die die Menschen hier auf Erden genießen können. Kein Ausdruck der Freude scheint höher zu steigen, als die Freude des Bräutigams an seinem Hochzeitstag. Das ist gar nicht anders in Christus in seiner Beziehung zu uns. Sein Herz freut sich an uns, frei von jeglicher Trauer. Jeder Tag, den wir leben, ist sein Hochzeitstag." 

John Owen, Communion with God, in Works of John Owen, Bd II, s.118

Gottes Liebe Ändert Sich Nicht

Gottes Liebe ist unveränderbar. Obwohl wir jeden Tag anders sind, ändert sich seine Liebe nie. Hätte irgendeine Art der Provokation seine Liebe abwenden, wäre sie schon längst gestorben. Die Unveränderlichkeit seiner Liebe trägt den Vater zu jener unendlichen Geduld und Langmut, die wir von ihm empfangen, (2 Pet 3,9); und ohne die, wir sterben und vergehen würden.

John Owen, Communion with God, in Works of John Owen, Bd. II, s.33. 

Montag, 5. April 2021

Der Auferstandene

Der britische Komiker Eddie Izzard hat 2017 in einem sehr bewegendem Interview über den Tod seiner Mutter gesagt, "Religiöse Menschen denken vielleicht, dass es ein Leben nach dem Tod gibt. Ich meine, wenn das so wäre, wäre es schön, wenn auch nur eine Person zurück kommen und uns sagen würde, dass alles ok ist. Aus den Milliarden der Gestorbenen, wenn nur einer davon zurückkommen und sagen könnte, "Hey, ich bin's. Es ist toll da drüben. Es gibt ein tolles Spa!" Das wäre schön."

Der Wunsch nach Gewissheit ist nichts verwerfliches. Er findet seine Erfüllung in Christus, der von den Toten auferstanden ist. Erstaunlicherweise sagt der auferstandene Herr Jesus nichts über das Leben nach dem Tod. Seine ganze Lehre über das Jenseits, über Himmel und Hölle, liefert Er noch vor seinem Tod. Nach seiner Auferstehung zeigt Er seinen Jüngern keine Bilder vom Himmel, "Schaut mal, wie toll es dort ist!". Sondern Er zeigt ihnen seinen Körper und Gottes Wort, "Schaut auf mich!". Noch wichtiger als das Leben im Himmel, ist der Auferstandene selbst. 

In Lukas 24,36-53 lehrt der auferstandene Herr Jesus seine Jünger...

1) Seine Auferstehung ist kein Geist vv.36-43

2) Seine Auferstehung ist keine Überraschung vv.44-46

3) Seine Auferstehung ist kein Geheimnis vv.47-49

4) Seine Auferstehung ist nicht vorbei vv.50-53. 

Samstag, 3. April 2021

Verwässertes Christentum Führt Zu Neuen Kreuzigungen

"Amerika hat eine der schnellsten Entchristianisierungen in den letzten zwei Jahrzehnte erlebt, und bis jetzt sind die Ergebnisse nicht gut. Uns ist kein rationalistisches Paradies geblieben, wie einige blauäugige Philosophen am Anfang des 21 Jahrhunderts behauptet, sondern eine Art verwässertes Christentum, welches weit weniger rational ist, da es von allen übernatürlichen Inhalte getrennt worden ist. 

Das Ergebnis davon ist endlose moralische Panik, eine krasse schwarzweiße Weltsicht von Gut und Böse; konkurrierende Frömmelei und die sentimentale Verherrlichung der Opferrolle, in der jeder die Herrlichkeit einer Kreuzigung für sich beansprucht."

Ed West, How God Created The West.