Freitag, 30. August 2019

Gottes Priorität

"Ich hoffe, dass keiner von meinen Lesern eine solche groteske Anomalie ist: ein Christ ohne Gemeindeanschluss. Das Neue Testament kennt keine solche Personen. Denn die Gemeinde liegt genau am Zentrum von Gottes ewigen Ratschluss. Sie ist kein nachträglicher Einfall für Gott. Sie ist kein Zufall der Geschichte. Ganz im Gegenteil, die Gemeinde ist Gottes neue Gemeinschaft. 

Denn Gottes Ziel ist es, in der vergangen Ewigkeit gefasst, jetzt in der Geschichte umgesetzt, und in der zukünftigen Ewigkeit vollendet, nicht bloß einzelne Personen zu retten, auf eine Weise, die unsere Einsamkeit weiter bestehen lässt. Nein, Gottes Ziel ist es seine Gemeinde zu bauen, indem Er ein Volk aus allen Völkern beruft, um sich in ihnen zu verherrlichen.  

Die Gemeinde ist daher unsere Priorität, weil sie Gottes Priorität ist."
John Stott, The Living Church, s. 19-20

Samstag, 24. August 2019

Antipsalm 23

David Powlison bringt die Qualen auf den Punkt, die wir uns selbst einreden, wenn wir nicht in Christus bleiben. Es ist (sozusagen) der Negativ-Film zu Psalm 23:

Ich bin alleine.
Niemand schaut nach mir oder beschützt mich.
Ich spüre das Gefühl eines ständigen (ungestillten) Verlangens.
Nichts passt wirklich.
Ich bin immer unruhig.
Ich werde leicht frustriert und bin oft enttäuscht.
Es ist ein Dschungel - Ich bin überfordert.
Es ist eine Wüste - Ich verdurste.
Meine Seele fühlt sich zerbrochen an, sie ist verdreht und steckt fest.
Ich kann mich selbst nicht wieder zusammen setzen.
Ich stolpere durch dunkle Pfade.
Und doch bestehe ich darauf: Ich möchte tun, was ich will, wann ich es will und wie ich es will.
Aber das Leben ist verwirrend.
Warum klappen die Dinge denn nie?

Ich werde verfolgt von Leere und Nichtigkeit. Von den Schatten des Todes.
Ich habe Angst vor dem großen Schmerz und der letzten Niederlage.
Der Tod wartet auf mich am Ende jeder Straße,
Aber daran möchte ich nicht denken.
Ich verbringe mein Leben damit, mich zu schützen.
Schlechte Dinge können passieren.
Ich finde keine bleibende Geborgenheit.
Ich bin alleine ... stelle mich allem, was mich verletzen könnte.

Sind meine Freunde wirklich meine Freunde?
Andere benutzen mich für ihre eigenen Ziele.
Eigentlich, kann ich niemandem vertrauen.
Niemand steht für mich ein.
Niemand ist wirklich für mich - außer ich.
Und ich drehe mich so sehr um mich selbst, dass es manchmal ekelhaft ist.
Ich gehöre niemanden, als nur mir alleine.
Mein Becher, ist nie wirklich voll genug.
Ich bleibe leer zurück.
Enttäuschung folgt mir mein Leben lang.
Werde ich am Ende einfach ausgelöscht, ins Nichts hinein?
Werde ich für immer obdachlos im freien Fall in die tiefe stürzen?
Sartre hat gesagt: "Die Hölle sind andere Menschen."
Ich muss hinzufügen: "Die Hölle bin auch ich."
Es ist ein lebender Tod. Es ist ein totes Leben
und dann sterbe ich.

Ray Ortlund fügt hinzu: 
Aber hier sind die grünen Auen und das frische Wasser, zu dem wir immer rennen können, durch den Glauben, durch das vollendete Werk Christi am Kreuz:

Der HERR ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln. 
Er lagert mich auf grünen Auen, 
Er führt mich zu stillen Wassern. 
Er erquickt meine Seele. 
Er leitet mich in Pfaden der Gerechtigkeit um seines Namens willen.
Auch wenn ich wandere im Tal des Todesschattens, fürchte ich kein Unheil, 
Denn du bist bei mir; 
Dein Stecken und dein Stab, sie trösten mich. 
Du bereitest vor mir einen Tisch angesichts meiner Feinde; 
Du hast mein Haupt mit Öl gesalbt, 
Mein Becher fließt über. 
Nur Güte und Gnade werden mir folgen alle Tage meines Lebens; 
Und ich kehre zurück ins Haus des HERRN lebenslang.


(Dank an Joseph McMahon für die Übersetzung)

Mittwoch, 21. August 2019

Die Albträume Des Götzendienstes

"Der größte Albtraum für den, der  nach Anerkennung süchtig ist: Ablehnung;  für den, der nach Macht süchtig ist: Erniedrigung; für den, der nach Bequemlichkeit süchtig ist: Leid; und für den, der nach Kontrolle süchtig ist: Unsicherheit."
Tim Keller 

Dienstag, 20. August 2019

Das Gebetbuch Jesu Christi

"Das Psalmengebet, das uns nicht über die Lippen will, vor dem wir stocken und uns entsetzen, lässt uns ahnen, dass hier ein anderer der Beter ist, als wir selbst, dass der, der hier seine Unschuld beteuert, der Gottes Gericht herbeiruft, der in so unendlich tiefes Leiden gekommen ist, kein anderer ist als Jesus Christus selbst.
Er ist es, der hier betet, und nicht etwa nur hier, sondern im ganzen Psalter. So hat es das Neue Testament und die Kirche von je her erkannt und bezeugt. Der Mensch Jesus Christus, dem keine Not, keine Krankheit, kein Leid fremd ist, und der doch der ganz Unschuldige und Gerechte war, betet im Psalter durch den Mund seiner Gemeinde. Der Psalter ist das Gebetbuch Jesu Christi im eigentlichsten Sinne."
Bonhoeffer, Gemeinsames Leben, s. 36.

Samstag, 10. August 2019

Revolution

"Wer ist jetzt der Gott der Menschheit? Denn die Menschen müssen Götter haben, für die sie leben und wem sie sich widmen können. Die Sünde besteht ganz konkret draus, dass man einen Ersatzgott auf den Thron Gottes stellt. Dieser Ersatz ist meistens kein anderes Geschöpf, nicht einmal der Nachbar; sondern der menschliche Selbst: das Ego - "Ich". Das organisierende Prinzip der Sünde ist die Selbstverherrlichung, die Selbstvergötterung. Etwas umfassender gesagt, Selbstliebe oder Selbstzucht.  
Der Mensch will ein "Ich" sein, entweder ohne, oder neben oder an der Stelle von Gott. Von Gott abzukehren bedeutet sich selbst zuwenden. Davor war Gott das Zentrum von allen menschlichen Tun und Denken, jetzt ist es der "Ich" des Menschen. Dadurch hat die Menschheit nicht nur sein Zentrum verloren, sondern es auch mit einem falschen Zentrum ersetzt. 
Auf der einen Seite ist die Sünde eine Dezentralisierung aller Dinge weg von Gott; ein Auflockern aller Abhängigkeit von Gott. Auf der anderen Seite ist sie eine Zentralisierung aller Dinge um das menschliche Ego. Ein Versuch alles dem eigenen Ego zu unterwerfen. 
Daher ist die Sünde nicht bloß eine Abkehr von der bestehenden Ordnung, in der Tat eine Abschaffung der Ordnung, sondern auch eine Etablierung einer neuen Ordnung, - eine Unordnung.  Die Sünde schafft nicht bloß eine alternative Ordnung, sondern eine Anti-Ordnung; in einem Wort: eine Revolution."
Hermann Bavinck, Reformed Ethics, s. 105 

Mittwoch, 7. August 2019

Die Volle Realität Der Gegenwart

"Michael Wilcox* sagt, dass wir an den sieben Gemeinden denken sollen, die am Tag des Herrn versammelt waren, wenn wir das Buch Offenbarung lesen. Sie haben der Vision gespannt zugehört, und sich dabei immer wieder gefragt, "Was hat Johannes danach gesehen? Danach gehört?" Denn was Johannes sieht und hört öffnet und enthüllt die unsichtbaren Realitäten der Zukunft. Ja, noch wichtiger, die unsichtbaren Realitäten der Gegenwart.  
Das erklärt wieso die Hauptermahnung des Buches nicht Vertrauen und Gehorchen ist, sondern Zuhören und Hinschauen. Vor allem Hinschauen. Johannes sagt uns, dass es uns so schwerfällt, Jesus zu vertrauen und zu gehorchen, weil wir nicht zuhören und hinschauen. Bzw. Wir hören tatsächlich zu und schauen auch hin. Aber wir hören nicht auf dem, schauen nicht auf das, was Johannes hört und sieht.  
Neunzehn mal im Buch begegnen wir dem Wort "Siehe". ... Es ist ein Befehl! Schaut hin! Denn Pastor Johannes weiß, dass wir Mut fassen werden, alle Mächte dieser Welt zu überwinden, und Jesus Christus bedingungslos nachzufolgen, wenn wir nur die volle Realität der Gegenwart sehen."
Darrell Johnson, Discipleship on the Edge, s.27.

(*Michael Wilcox hat auch einen sehr hilfreichen Kommentar in der Bible Speaks Today Reihe zur Offenbarung geschrieben; I Saw Heaven Opened.)

Montag, 5. August 2019

Dogmatik Und Ethik

"In der Dogmatik beschäftigen wir uns damit, was Gott für und in uns macht. In der Dogmatik ist Gott alles. Dogmatische Theologie ist ein Wort von Gott an uns, das von außerhalb von uns, von oben kommt. Wir sind dabei passiv, wir hören zu und öffnen uns Gottes Führung. In der Ethik beschäftigen wir uns mit der Frage, "Was erwartet Gott nun von uns, wenn Er sein Werk in uns tut? Was machen wir für ihn?"
Hier sind wir nun aktiv, genau weil Gott in uns gehandelt hat. Wir singen Psalmen in Dank und Anbetung zu Gott. In der Dogmatik steigt Gott zu uns herab. In der Ethik steigen wir zu ihm empor. In der Dogmatik ist Er unser Gott. In der Ethik sind wir sein Volk. In der Dogmatik wissen wir, dass wir sein Gesicht sehen werden. In der Ethik wird sein Name auf unseren Stirn geschrieben, (Off. 22:4). Die Dogmatik kommt von Gott, die Ethik kehrt zu Gott zurück. In der Dogmatik liebt Gott uns; in der Ethik, daher, lieben wir ihn." 
Herman Bavinck, Reformed Ethics, xxvi

Ein Realistisches Bild

"Bewahre mich, o Gott, denn ich vertraue auf dich! ... Die Messschnüre sind mir in einer lieblichen Gegend gefallen, ja, mir wurde ein schönes Erbe zuteil." Psalm 16:1,6. 
Hier ist ein realistisches Bild des christlichen Lebens. Gottes Fürsorge ist echt, lebensnah, konkret. Er ist da, und wirkt alles für unseren Wohl in Christus. Kein Tag, keine Sekunde, bringt mich in eine Realität, wo seine Gnade nicht vor mir geht und am Ende noch das letzte Wort hat. Vers 6: "Die Messschnüre sind mir in einer lieblichen Gegend gefallen..." (Cf. Vers 8). 
Doch bleiben dieser geistliche Schutz, die Wirksamkeit Gottes Zusagen, und der stetige Herzschlag seiner Liebe für uns oft unsichtbar. Sichtbar ist nur die Gefahr, die Bedrohung, der Tod. Vers 1: "Bewahre mich, o Gott!..."  Wir beten so nicht, weil Gott seine Verheißung versäumt hat. Wir beten für Bewahrung, weil wir wissen, dass Gott sein Wort zu uns nie vernachlässigen wird.