"Je mehr Freundschaft es gibt, desto mehr Tränen auch." Pawel FlorenskiFreundschaft ist teuer. Alles was wertvoll ist, hat ja einen Preis. Hier in dieser verfallenen Welt sind Schönheit, Freude und Liebe nicht ohne Tränen zu haben. Leicht umgeschrieben gilt Florenskis Weisheitsperle immer noch, "Je tiefer die Freundschaft, desto stärker die Tränen."
Was machen also, wenn in der Freundschaft die ersten oder siebzigsten tiefen Wunden kommen? Gibt man an dieser Stelle auf, so setzt man automatisch eine Grenze zu jeder Freundschaft. Diese Grenze wird dann mit der Zeit wohl niedriger und niedriger. Denn Selbstwohl statt Selbstlosigkeit bestimmt die Rahmen der Freundschaft. Oder man sieht die Wunden in einem anderen Licht.
Mein Herz hat einige Narben. Jede Wunde wird in der Handschrift eines meiner Freunde geschrieben. Jede hat geschmerzt, einige schmerzen manchmal immer noch. Doch ich bin dankbar für sie. Kein Fremder hätte mich so verletzen können. Uns ist die Meinung eines Fremden egal. Sie juckt an der Oberfläche, trifft aber nie ins Herzen. Nur Freunde sind uns nah genug, um wirklich zu verletzen. Nur sehr gute Freunde sind nah genug, dass sie auf unsere Herzen schreiben können.
Auch wenn es selten einfach ist, will ich jede Narbe als ein Zeichen Gottes Gnade sehen. Welch ein Privileg Freunde zu haben. Welch ein Privileg Leute zu kennen, die einem so nah sind, dass sie überhaupt einen Platz in unserem Herzen haben. Jede Wunde erinnert mich an jemanden, den ich lieben darf. Welch ein Privileg, dass ich vergeben darf. Das sind wohl auch die Leute in deren Herzen auch mein Name blutig eingeritzt steht. Welch ein Privileg, dass sie mich trotz meinen Sünden nicht aufgeben. Welch ein Privileg, dass sie mich lieben.
Vor allem, welch ein Privileg, dass man dadurch an den allerbesten Freund erinnert wird. Mit unseren Sünden und unseren Namen auf seinem Herzen ging Jesus Christus ans Kreuz, um unseren Freund zu sein. Täglich versündigen wir uns gegen ihm, täglich bleibt Er treu. Er gibt die Freundschaft nie auf. Er meckert nie über uns zum Vater, sondern bleibt beständig im Gebet für uns. Er hält seine Liebe nicht zurück, sondern gibt sich uns jeden Tag aufs neu mit seiner Fülle der Gnade. "Größere Liebe hat niemand, als die dass er sein Leben für seine Freunde hingibt." (Joh 15: 13)
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