"Es kann sein, und dafür hat die Gemeinde ein sehr genaues Gespür. dass die Theologie einen eitel macht und so etwas wie gnostische Hybris in einem entzündet. Das liegt vor allem daran, dass Wahrheit und Liebe bei uns Menschen selten vereinigt sind.
Man kann auch genau sagen, warum: Die Wahrheit verführt uns sehr leicht zu einer Art Besitzerfreude. Ich habe das und das eingesehen, gelernt, verstanden. Wissen ist Macht. Ich bin also mehr als der andere, der dies und das nicht weiß. Ich habe größere Möglichkeiten und auch größere Anfechtungen. Jemand, der mit der Wahrheit zu tun hat, - und das haben wir Theologen ja -, verfällt allzu leicht der Psychologie des Besitzers. Liebe aber ist das Gegenteil des Besitzenwollens; sie ist Hingabe. Sie ist nicht Überhebung, sondern Herablassung."
Helmut Thielicke, Kleines Exercitium für Theologen, s.21
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