Revolution
"Wer ist jetzt der Gott der Menschheit? Denn die Menschen müssen Götter haben, für die sie leben und wem sie sich widmen können. Die Sünde besteht ganz konkret draus, dass man einen Ersatzgott auf den Thron Gottes stellt. Dieser Ersatz ist meistens kein anderes Geschöpf, nicht einmal der Nachbar; sondern der menschliche Selbst: das Ego - "Ich". Das organisierende Prinzip der Sünde ist die Selbstverherrlichung, die Selbstvergötterung. Etwas umfassender gesagt, Selbstliebe oder Selbstzucht.
Der Mensch will ein "Ich" sein, entweder ohne, oder neben oder an der Stelle von Gott. Von Gott abzukehren bedeutet sich selbst zuwenden. Davor war Gott das Zentrum von allen menschlichen Tun und Denken, jetzt ist es der "Ich" des Menschen. Dadurch hat die Menschheit nicht nur sein Zentrum verloren, sondern es auch mit einem falschen Zentrum ersetzt.
Auf der einen Seite ist die Sünde eine Dezentralisierung aller Dinge weg von Gott; ein Auflockern aller Abhängigkeit von Gott. Auf der anderen Seite ist sie eine Zentralisierung aller Dinge um das menschliche Ego. Ein Versuch alles dem eigenen Ego zu unterwerfen.
Daher ist die Sünde nicht bloß eine Abkehr von der bestehenden Ordnung, in der Tat eine Abschaffung der Ordnung, sondern auch eine Etablierung einer neuen Ordnung, - eine Unordnung. Die Sünde schafft nicht bloß eine alternative Ordnung, sondern eine Anti-Ordnung; in einem Wort: eine Revolution."
Hermann Bavinck, Reformed Ethics, s. 105
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