"Wir wollen bedenken, dass dies heilige Mahl eine Arznei für die Kranken, ein Trost für die Sünder und ein reiches Geschenk für die Armen ist, während es für Gesunde, Gerechte und Reiche, sofern welche zu finden wären, nichts bringt, was für sie einigen Wert hätte. Denn da uns in diesem Mahl Christus zur Speise gegeben wird, so erkennen wir, dass wir ohne ihn dahinschwinden, verrinnen und ermatten, wie auch die Kraft des Leibes beim Mangel an Nahrung zunichte wird. Und ferner: Er wird uns doch zum Leben gegeben, und daran erkennen wir, dass wir ohne ihn in uns selber völlig tot sind. Daher besteht jene Würdigkeit, die wir Gott als einzige und beste bringen können, darin, dass wir unsere Niedrigkeit und sozusagen unsere Unwürdigkeit vor ihn tragen, damit Er uns durch seine Barmherzigkeit seiner würdig mache. Sie besteht darin, dass wir uns erniedrigen, um von ihm aufgerichtet, dass wir uns verklagen, um von ihm gerechtfertigt zu werden. Sie besteht weiterhin darin, dass wir nach der Einheit streben, die Er uns in seinem Abendmahl anbefiehlt, und, wie er uns alle in sich selber eins macht, so auch wünschen, dass wir alle voll und ganz eine Seele, ein Herz und eine Zunge haben.
Wenn wir das erwogen und bedacht haben, so werden uns wohl solche Gedanken kommen können: Wie sollen denn wir, die wir arm und nackt sind an allem Guten, wie sollen wir, die wir vor dem Schmutz der Sünde besudelt, die wir halb tot sind, wie sollen wir den Leib des Herrn würdig genießen?
Aber solche Gedanken werden uns dann zwar vielleicht erschüttern, aber nie und nimmer zu Boden werfen. Nein, wir werden dann vielmehr bedenken, dass wir als Arme zu einem gütigen Geber, als Kranke zu einem Arzt, als Sünder zu dem Wirker der Gerechtigkeit und schließlich als Tote zu dem kommen, der da lebendig macht. Wir werden erwägen, dass die Würdigkeit, die von Gott geboten wird, vor allen Dingen in dem Glauben besteht, der alles bei Christus findet und nichts bei uns selbst."
Johannes Calvin, Institutio 4.17.42.
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