"Spieglein, Spieglein an der Wand, Wer ist die Schönste im ganzen Land?"
Im ersten Post ging es um einige Merkmale von Selbstrechtfertigung; wo ich suche nach einer Bestätigung und einem Status, die mir gefallen. Diese Rechtfertigung, die ich mir selbst zuspreche, oder von anderen mir zusprechen lasse, gilt in der Regel als Selbstkrönung, womit ich das Recht ergreife über andere zu herrschen. Zwei weitere Merkmale sind auch erwähnenswert:
1) Ersatzrechtfertigung macht Einheit praktisch unmöglich. Wenn jeder auf Platz Nr 1 sitzen möchte, "Wer ist die Schönste?", ist Konkurrenzdenken unvermeidlich. Ich werde meinen Mitmenschen nicht dienen wollen, denn sie könnten mir von meinem Thron stürzen. Selbstinszenierung wird Selbstverleugnung besiegen. Somit entwürdige ich andere Menschen, indem ich sie nur als Mittel zum Zweck, Gefahr, oder Versager sehe, (z.B.: Luk 18:9). Biblische Rechtfertigung jedoch gibt mir einen Status und eine Kröne, die niemand mir nehmen kann. Somit bin ich von dem Drang nach Selbstpromotion befreit, um anderen zu dienen.
Ferner, Rechtfertigung schenkt mir einen Status, den ich mit anderen teile. Sie schafft eine Gesellschaft oder Gemeinschaft, wo jeder sich durch dasselbe definieren lässt: Jesus Christus und seine Gerechtigkeit. Unser gemeinsamer Status als gerecht gesprochene und adoptierte Sünder in Christus eint uns als Gemeinde. Einheit folgt draus, dass wir erkennen, dass wir das Wesentliche an uns gemeinsam haben.
2). Ersatzrechtfertigung sieht häufig recht fromm aus. Die böse Königin ist ja ganz schön auffällig in ihrem Selbstvertrauen. Aber der eine Typ in Lukas 18:9-14 sieht recht religiös aus. Er dankt Gott dafür, dass er nicht wie andere Menschen ist, dass Gott ihn von vielen Sünden bewahrt und ihm religiöse Hingabe geschenkt hat (Luk 18:11-12). Er weiß, dass das Gute in seinem Leben nicht eigenhändig gewirkt ist, sondern von Gottes souveräner Gnade kommt. Und doch ist sein Glaube falsch. Das wissen wir, weil Lukas Jesu Gleichnis mit einem Kommentar einführt: Jesus erzählte dieses Gleichnis zu einigen, "die auf sich selbst vertrauten, dass sie gerecht seien" (Luk 18:9).
Auf Gottes Wirken in mir (statt für mich) als Grund für meine Annahme bei Gott zu vertrauen ist also kein rettender Glaube (Luk 18:14), sondern Selbstrechtfertigung. Wahre Rechtfertigung schaut weg von sich selbst auf Christus allein, auf sein Leben, was mir geschenkt wird.
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