"...Wenn ein anderer meint, er könne auf Fleisch vertrauen, ich viel mehr: 5 beschnitten am achten Tag, aus dem Geschlecht Israel, vom Stamm Benjamin, ein Hebräer von Hebräern, im Hinblick auf das Gesetz ein Pharisäer, 6 im Hinblick auf den Eifer ein Verfolger der Gemeinde, im Hinblick auf die Gerechtigkeit im Gesetz untadelig gewesen." Phil 3:4-6
Gießt keiner dein Glass voll Wasser, so müsst du eben dafür sorgen, dass das Glass gefüllt wird. Das bedeutet sehr häufig auch das Wasser der anderen nehmen. Wer nicht die Fülle einer geschenkten Identität und Gerechtigkeit annimmt, muss fleißig daran bauen. Das sieht man bei der langen Liste von Paulus Leistungen. Er weiß, er hat vieles, worauf er stolz sein kann. Jede Gelegenheit zum Selbstruhm wirkt jedoch trennend und isolierend. Man ist sofort vor der Frage gestellt, gehöre ich auch zu dieser Gruppe? Kann ich genug tun, um auch da rein zu kommen? Paulus wirkt ganz groß, ich dagegen sehr klein, und ich schäme mich. Oder ich schrumpfe in Selbstgefälligkeit zusammen, denn ich habe auch solche Referenzen und Leistungen.
Diese Kultur der Selbstbestätigung, - des Glass aus eigener Kraft alleine Vollgießens, - ist eine giftige Kultur. Sie fördert Familienstolz ("vom Stamm Benjamin") und rühmt sich in den Leistungen der Eltern ("beschnitten am achten Tag"). Sie gebärt einen latenten Rassismus ("Hebräer von Hebräern"). Sie beschränkt meinen und deinen Blick auf mich selbst ("Im Hinblick auf das Gesetz ein Pharisäer, im Hinblick auf den Eifer ein Verfolger der Gemeinde"). Ja, sie verlangt von dir nichts weniger als deine Bewunderung und beeindruckte Anerkennung ("Im Hinblick auf die Gerechtigkeit im Gesetz untadelig gewesen").
In einer solchen Umgebung kann man nie ausruhen; nie den anderen grenzenlos annehmen, nie das Auge völlig von sich selbst lassen. Nehmen, nicht geben, ist die Luft dieser Welt. Wer will dort wohnen? Wer kann da raus? Wie kommt man in eine Kultur des Gebens, Verschenkens, der Selbstlosigkeit; eine Kultur, wo ich den anderen aufbaue und annehme? Eine Kultur, wo ich aus der Fülle heraus handle, mit einer festen Identität und Gerechtigkeit, die ich mit anderen gemeinsam habe? In Christus, nirgendwo sonst ist es möglich. Eine solche Kultur der selbstlosen Freiheit wird unser Gemeindeleben belüften, wenn wir tiefer in Christus zusammen eintauchen.
"Aber was mir Gewinn war, das habe ich um des Christus willen für Schaden geachtet; 8 ja, wahrlich, ich achte alles für Schaden gegenüber der alles übertreffenden Erkenntnis Christi Jesu, meines Herrn, um dessentwillen ich alles eingebüßt habe; und ich achte es für Dreck, damit ich Christus gewinne 9 und in ihm erfunden werde, indem ich nicht meine eigene Gerechtigkeit habe, die aus dem Gesetz kommt, sondern die durch den Glauben an Christus, die Gerechtigkeit aus Gott aufgrund des Glaubens." (Phil 3:7-9).
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