Mittwoch, 16. April 2014

Timotheus Und Das Heiligungsheft

Laut dem Sprichwort kann man nicht über seinen eigenen Schatten springen. Jammer schade, denn die dunklen Schatten unseres Charakters und unserer Herzenseinstellung sind Gott nicht so angenehm. Wesentlich unangenehmer als der Schimmel in der längst verfaulten Marmalade Dose bei mir im Kühlschrank. Das Schockierende ist, dass unser Gott aus uns Kobolde eine entzückende Braut für seinen Sohn schafft, (Eph 5: 25-27). Aus gefaulten Aschen lässt Gott unzählige Ebenbilder seines Sohnes entstehen. Theologisch heißt dieses fortlaufende Wunder “Heiligung”. Aber wie geht das? Welche Rolle hat der Mensch und welche Rolle hat Gott dabei? Wie kann ich in der Ähnlichkeit Christi wachsen, ohne in Gesetzlichkeit noch tiefer in Selbstgerechtigkeit zu fallen? 

Die nette Leute bei Timotheus haben unsere Verzweiflungsschreie gehört und uns ein Magazin geschenkt, das diesem Thema gewidmet ist. Sehr, sehr cool. Dieses kleine Heftchen läuft mit hilfreichen Impulse über. Die längst vergessene Frucht des Geistes wird für uns im ersten Artikel wieder aufgegriffen: Selbstbeherrschung im Kämpf gegen die Sünden.  Später, anhand von Kol 3: 1-3 richtet Gastautor Matthias Lohmann unseren Blick auf den wunderbaren Christus, den Gott uns zur Heiligkeit geschenkt hat. Hallelujah dafür! Heiligung getrennt von Christus ist nur Dreck, und leider in unserer   menschlichen Versuchen, lassen wir Christus häufig auf der Bank sitzen. Hier ist eine gute Arznei dagegen.

Die Artikeln über Kohlbrügge und Owen zeigen wie schwachen Menschen, die in Krankheit und Leiden Gott nachfolgen, nicht von Gott allein gelassen werden. Ganz im Gegenteil in ihren Schwachheiten hat Gott kräftig gewirkt. Welche Ermutigung für uns, die wir selbst als schwach kennen. Weitere Highlights sind die Artikel von Andreas Münch und Jochen Klautke, die uns helfen, die Relevanz der Heiligung und des AT für unser tagtägliches Leben klarer zu erfassen. Apropos tagtägliche Relevanz, fast alle Artikel haben Fragen zur Vertiefung und praktischen Anwendung. Sie sind sehr gut, wenn wir die Brücke zwischen Text und Alltag schlagen wollen. 

Ich hätte nur zwei kleine Bemerkungen, bzw, Hoffnungen für die nächsten Ausgaben. 1. Die Artikeln sind manchmal ziemlich lang. Ein paar zusätzliche kleineren Artikeln wären sicherlich hilfreich für diejenigen von uns, die das Lesen schwer finden. 2. Zwei Artikel haben gefehlt: Heiligung als Teil unserer Vereinigung (“union”) mit Christus. Und: Heiligung als das Wachstum in der Liebe. Was ist Gottes Heiligkeit? Sie ist die perfekte vollkommene Liebe, die Gott in seiner Dreieinigkeit zu sich selbst hat. Von daher sollte bei einer Besprechung von “Heiligung” klar gezeigt werden, wie heiliger zu werden, liebender zu werden bedeutet. 

Nichtsdestotrotz dieses Heftchen ist sehr zu empfehlen, und man kann es hier bestellen. (Wieso nicht 2 bestellen, und eins verschenken?)

Dienstag, 15. April 2014

Die Würdigkeit, Die Gott Gefällt


"Wir wollen bedenken, dass dies heilige Mahl eine Arznei für die Kranken, ein Trost für die Sünder und ein reiches Geschenk für die Armen ist, während es für Gesunde, Gerechte und Reiche, sofern welche zu finden wären, nichts bringt, was für sie einigen Wert hätte. Denn da uns in diesem Mahl Christus zur Speise gegeben wird, so erkennen wir, dass wir ohne ihn dahinschwinden, verrinnen und ermatten, wie auch die Kraft des Leibes beim Mangel an Nahrung zunichte wird. Und ferner: Er wird uns doch zum Leben gegeben, und daran erkennen wir, dass wir ohne ihn in uns selber völlig tot sind. Daher besteht jene Würdigkeit, die wir Gott als einzige und beste bringen können, darin, dass wir unsere Niedrigkeit und sozusagen unsere Unwürdigkeit vor ihn tragen, damit Er uns durch seine Barmherzigkeit seiner würdig mache. Sie besteht darin, dass wir uns erniedrigen, um von ihm aufgerichtet, dass wir uns verklagen, um von ihm gerechtfertigt zu werden. Sie besteht weiterhin darin, dass wir nach der Einheit streben, die Er uns in seinem Abendmahl anbefiehlt, und, wie er uns alle in sich selber eins macht, so auch wünschen, dass wir alle voll und ganz eine Seele, ein Herz und eine Zunge haben. 

Wenn wir das erwogen und bedacht haben, so werden uns wohl solche Gedanken kommen können: Wie sollen denn wir, die wir arm und nackt sind an allem Guten, wie sollen wir, die wir vor dem Schmutz der Sünde besudelt, die wir halb tot sind, wie sollen wir den Leib des Herrn würdig genießen? 

Aber solche Gedanken werden uns dann zwar vielleicht erschüttern, aber nie und nimmer zu Boden werfen. Nein, wir werden dann vielmehr bedenken, dass wir als Arme zu einem gütigen Geber, als Kranke zu einem Arzt, als Sünder zu dem Wirker der Gerechtigkeit und schließlich als Tote zu dem kommen, der da lebendig macht. Wir werden erwägen, dass die Würdigkeit, die von Gott geboten wird, vor allen Dingen in dem Glauben besteht, der alles bei Christus findet und nichts bei uns selbst."

Johannes Calvin, Institutio 4.17.42.