Donnerstag, 29. Oktober 2015

In Uns vs. In Christus

"Hier ist eine wunderschöne Antithese. In uns selbst sind wir verstreut, in Christus werden wir zusammengesammelt. Von unserer Natur aus gehen wir in die Irre, werden völlig blind ins Verderbnis geführt, in Christus finden wir den Weg, der uns zum Tor der Rettung führt. Unsere Sünden überwältigen uns, aber sie wurden auf Christus gelegt, durch ihm werden wir davon entlastet. Daher, als wir untergingen, von Gott verfremdet und uns auf dem Weg zur Hölle beeilend, hat Christus auf sich selbst die dreckigen Tiefen unserer Sünden genommen, um uns der ewigen Zerstörung zu retten."
Calvin, Sermons on the death and passion of Christ from Isaiah, 66-67.

Dienstag, 27. Oktober 2015

Sprich O Herr

Die Arche Gemeinde Hamburg hat eine neue CD rausgebracht. Christian Wegert schreibt dazu: 
"Der Titel lautet „Sprich, o Herr“, denn wir möchten die Stimme Gottes ganz bewusst zum bestimmenden Faktor unseres Lebens machen. Gott spricht auch heute noch. Seine Stimme ist klar in Seinem Wort, der Bibel, hörbar. Wenn wir sie aufschlagen und mit betendem Herzen lesen, dann hören wir Ihn reden. Die Liedtexte dieser CD basieren deshalb allesamt auf den Wahrheiten der Heiligen Schrift. Sie besingen die Größe, Gnade und Herrlichkeit Gottes in Jesus Christus."
Es ist vielleicht nicht so ganz mein Musikstil, (vielleicht ein bisschen zu ruhig für mich), dennoch sind die Lieder durchaus hörenswürdig. Es tut gut, das Evangelium zu singen, und durch die Lieder an Gottes Güte erinnert zu werden. Die CD kann man hier kaufen.

Ich Liebe Gottes Heiligkeit

"Ich weiß ganz bestimmt, dass ich Heiligkeit liebe, wie das Evangelium sie vorschreibt. Es fiel mir auf, dass in Gottes Heiligkeit nur das ist, was hinreißend schön ist, die höchste Schönheit und Lieblichkeit, eine göttliche Schönheit, durchaus reiner als irgend etwas hier auf der Erde. Ich sah, dass jedes andere Ding wie Dreck und Schmutz mit Gottes Heiligkeit war." 
Jonathan Edwards. 

Gottes Heiligkeit ist weder langweilig, noch enttäuschend. Niemand sieht Gott in seiner Heiligkeit und gähnt dabei. Gott in seiner Heiligkeit zu suchen wird uns nicht unterfordern, es wird unsere Herzen aufreißen, stürmisch reinigen, und sanft und liebevoll heilen. Die Heiligkeit Gottes ist alles, was wir uns wünschen und an die falschen Orten suchen. Durch Jesu Tod und Auferstehung wurden wir mit Gott versöhnt, und durch seine Gabe des Geistes werden unsere Herzen belebt und verändert. Das Ergebnis: Wir werden Gottes Heiligkeit auf ewig genießen. Und zwar mit einer Fröhlichkeit, die wir uns genau so gut vorstellen kann, wie ein Kind sich vorstellen kann, dass es etwas besseres als Schokoladenkuchen mit Mama und Papa geben kann.

Montag, 26. Oktober 2015

Dieselbe Freude

"Wer die Wahrheit glaubt, bekommt den Genuss einer Freude, die derselben Natur ist und aus derselben Quelle kommt, wie die Freude Gottes. Jahwe ruht in und freut sich an der Offenbarung seines absolut perfekten Charakters in Christi Werk und Person. Jeder, der glaubt, bekommt diese Ruhe und hat Anteil an dieser Freude.""
John Brown, Hebrews, page 210.


Samstag, 24. Oktober 2015

Suche Nach Gottes Kraft

"Was sollen wir also damit machen? Es gibt nur eine logische Schlussfolgerung. Suche Gott! Was können wir ohne Ihn machen? Such ihn! Such ihn immer! Aber noch mehr! Erwarte Gott.  
Erwartest du das etwas passiert, wenn du vorne gehst, um zu predigen? Oder sagst du dir selbst nur, "Na, ich habe meine Rede vorbereitet, die werde ich auch halten und einige von denen werden die mögen, andere halt nicht"? Erwartest du, dass deine Predigt den Wendepunkt in dem Leben von einigen Zuhörern sein wird? Erwartest du, dass jemand ein mächtiges Erlebnis bekommt? Das soll ja die Frucht und die Wirkung der Predigt sein. Genau das findest du in der Bible und in der danach folgenden Kirchengeschichte. Suche nach dieser Kraft, erwarte diese Kraft, sehne dich nach dieser Kraft und wenn sie kommt, ergebe dich ihr. Widerstehe ihr nicht. Vergiss alles über deine Predigt, wenn es sein muss. Lass Gott dich gebrauchen, lass Gott seine Macht in dir und durch dich zeigen."
Martyn Lloyd Jones, Der Prediger und die Predigt.

Freitag, 23. Oktober 2015

Jesus Christus Schafft Frühling In Uns

Wie Säure ihren Weg durch Papier, Metall und Marshmallows widerstandslos durchfrisst, so frisst uns die Sünde auf. Die Sünde entblößt, verunstaltet, verunschönert uns. Sie beisst und zernagt unsere Menschheit, indem sie uns versklavt. Sie raubt uns unsere Würde, unseren Verstand, unser Herz, unsere Hoffnung, letztendlich auch unser Atem und Leben. Wie ein besessener Radiergummi radiert sie uns Stück für Stück aus. 

Dabei sind wir hilflos. Wir schmerzen drunter und sehnen uns nach mehr davon zur selben Zeit. Wir bedauern und bejahen unsere Verwesung. Gefangen in uns selbst, eingesperrt im Wahnsinn unseres Herzen; unter der Sünde eingekerkert. In Adam versunken, unter dem Meeresboden verloren. 

Bis Christus uns durch seinen Geist eine neue Schöpfung macht. Die Rettung durch Christus ist nicht nur die Entfernung Gottes Gericht gegen uns für unseren gewollten Aufstand gegen ihn. Christus rettet auch uns als Sünder und macht uns wieder zu echten, heilen, ganzen Menschen. Langsam ja, aber Er hört nicht auf uns wieder aufzubauen, herzustellen, zu beleben, beglücken, bekleiden. In Christus und mit seinem Geist in uns blühen wir auf; wir sehen Licht, Zukunft, Frieden und die kommende Ewigkeit, wo wir nie wieder geteilte Herzen, Frustration, Unsicherheit, Weltschmerz, Angst kennen werden. Wir werden weder fliehen noch kämpfen wollen. Jesus Christus schafft Frühling in unserer Seele und verspricht, es wird nie wieder der herbstliche Tod und die winterliche Grabzeit einkehren. Die Sommerzeit unseres Blühens wird kein Ende kennen. 
"Daher, wenn jemand in Christus ist, so ist er eine neue Schöpfung; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden." (2 Kor 5: 17).


Dienstag, 20. Oktober 2015

Ehrlich Oder Beeindruckend

Wenn wir sagen, dass wir keine Sünde haben, betrügen wir uns selbst, und die Wahrheit ist nicht in uns. 9 Wenn wir unsere Sünden bekennen, ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von jeder Ungerechtigkeit. 10 Wenn wir sagen, dass wir nicht gesündigt haben, machen wir ihn zum Lügner, und sein Wort ist nicht in uns. 1 Joh 1: 8-10. 
So hier ist die Wahl. Entweder sind wir ehrlich oder beeindruckend. Entweder geben wir freilich zu, dass wir sündigen und dazu auch noch sündig sind, oder wir erzählen weiterhin nur die Geschichten, wo andere es vermasselt haben und wir besser wussten. Schwachheit, Versagen, Enttäuschung, Frust, schon wieder Versagen; das kennen wir. Das kenne ich selbst, ich brauche nicht so sprechen, als ob nur andere Menschen versagen. 

Das Ding ist, nur in der Ehrlichkeit über uns selbst und im Ablegen der Trümmer unserer abgestürzten Selbstgerechtigkeit ist wahre Gemeinschaft unter Gottes Kinder möglich. Nur wer auf die Gerechtigkeit Christi hofft, kann und will aufhören, seinen eigenen Ruhm auf Kosten der anderen zu polieren.
"Wenn wir aber im Licht wandeln, wie er im Licht ist, haben wir Gemeinschaft miteinander, und das Blut Jesu, seines Sohnes, reinigt uns von jeder Sünde." (1 Joh 1: 7)


Montag, 19. Oktober 2015

An All Seinem Guten Gesättigt

Ein wunderbares Gebet für dich selbst und für deinen Pastor: 

"Ich will die Seele der Priester mit Fett laben, und mein Volk wird sich an all meinem Guten sättigen, spricht der Herr." (Jeremiah 31: 14)

Für ermüdete Pastoren, für durstige Christen; hier ist eine Verheißung der Erfrischung. Hier ist unser Gott, der trotz unserer Sündhaftigkeit uns seinen wohltuenden Gnade verspricht und schenkt. Ruhe für uns, für die Tiefe unseres Herzens, die nichts anderes erreichen kann. Ruhe direkt von unserem Herrn. Gnade in allem Überfluss, die sich in unzähligen Weisen in allem Guten des Herrn zeigt. 

Der böse Diener in Matthäus 25 hat es völlig falsch gehabt. Gott ist kein harter Sklaventreiber (Vgl: Matt 25: 24). Er ist großzügig, genau da auch wo wir nichts dergleichen von ihm verdient hatten. Er sendet seinen Sohn, um für Sünder zu sterben. Soll Er etwa danach seine herzliche Liebe von seinen Kindern fern halten? Wird Er uns nicht aus seinem Geist reichlich zu trinken geben? 




Samstag, 17. Oktober 2015

Adoptiert!


"Alle die, die gerechtfertigt sind, würdigt Gott in seinem einzigen Sohn Jesus Christus und um seinetwillen, der Gnade der Annahme als Kind teilhaftig zu werden, wodurch sie in die Zahl der Kinder Gottes aufgenommen werden, sich deren Freiheiten und Vorrrechten erfreuen, und wodurch: 
sein Name auf sie gelegt wird,
sie den Geist der Kindschaft empfangen,
sie mit Zuversicht den Zugang zum Gnadenstuhl haben,
sie rufen können: "Abba, lieber Vater",
sie Erbarmen, Schutz, Fürsorge und Züchtigung von ihm wie von einem Vater erfahren,
sie jedoch niemals verstoßen werden, sondern auf den Tag der Erlösung versiegelt werden und die Verheißungen als Erben des ewigen Heils ererben."
Westminster Bekenntnis: Adoption. 

Freitag, 16. Oktober 2015

Das Privileg Der Adoption

"Was ist ein Christ? Man kann diese Frage verschieden beantworten, aber die Antwort, die am meisten aussagt, ist: ein Christ ist jemand, der Gott zum Vater hat. (...)  
Die Rechtfertigung ist nicht der höchste Segen des Evangeliums. Die Annahme als Kinder ist ungleich höher, denn sie bedingt eine wesentlich höhere Beziehung zu Gott. (...) Rechtfertigung ist eigentlich ein juristischer Terminus, von Gesetzen abgeleitet, wobei Gott Richter ist. Im Zusammenhang mit der Rechtfertigung erklärt Gott bußfertigen Gläubigen, dass sie nicht mehr und nie mehr dem durch Sünde verdienten Tod anheimfallen werden, weil Jesus Christus, ihr Fürsprecher und Opfer, an ihrer Stelle am Kreuz den Tod gekostet hat. Diese Gabe der Tilgung und des Friedens, deren Kosten auf Golgotha getragen wurden, ist wunderbar genug, wirklich. Aber sie schließt keineswegs eine tiefe und unmittelbare Beziehung zu dem Richtergott ein. Wenn man rein theoretisch überlegt, wäre Rechtfertigung auch ohne ein näheres Verhältnis zu Gott denkbar. 
Mit der Annahme als Kind dagegen ist das anders. Dem liegt der Gedanke einer familiären Beziehung zugrunde, mit Liebe und mit Gott als Vater. Durch die Adoption nimmt uns Gott in seine Familie und seine Umgebung auf. Er erklärt uns zu seinen Kindern und Erben. Nähe, Zuneigung und Großmut sind Kern dieser Beziehung. Mit Gott dem Richter ins reine zu kommen, ist sicher sehr viel. Von Gott, dem Vater, geliebt und umsorgt zu werden aber, ist viel mehr."

J I Packer, Gott Erkennen. Aus dem wunderbaren Kapitel "Kinder Gottes." Sehr empfohlen.

Donnerstag, 15. Oktober 2015

Evangeliumskultur

"Die Lehre des Evangeliums schafft eine Kultur des Evangeliums. Die Lehre der Gnade schafft eine Kultur der Gnade, indem Jesus selbst uns durch seine Wahrheiten berührt. Ohne die Lehren steht die Kultur allein und zerbrechlich da. Ohne die Kultur, die Lehren allein scheinen zwecklos zu sein. Aber das Neue Testament bindet die Lehre und die Kultur zusammen. Zum Beispiel:

Die Lehre der Wiedergeburt schafft eine Kultur der Demut (Eph 2: 1-9).
Die Lehre der Rechtfertigung schafft eine Kultur der Annahme (Gal 2: 11-16).
Die Lehre der Versöhnung schafft eine Kultur des Friedens (Eph 2: 14-16).
Die Lehre der Heiligung schafft eine Kultur des Lebens (Röm 6: 20-23).
Die Lehre der Verherrlichung schafft eine Kultur der Hoffnung (Röm 5: 2).
Die Gotteslehre schafft eine Kultur der Ehrlichkeit (1 Joh 1: 5-10). Was könnte wesentlicher sein?

Wenn wir wollen, dass diese Kultur aufblüht, dann dürfen wir keine Abkürzung bei der Lehre nehmen. Wollen wir aber, dass die Lehre glaubwürdig ist, so können wir die Kultur nicht außer Blick lassen. Da wo die Lehre und die Kultur zusammenleben, sind Gemeinden die ein lebendiges Zeugnis für die Kraft Jesu haben.

Gemeinden, die keine Demut, Annahme, Hoffnung und Ehrlichkeit, keinen Frieden und kein Leben ausstrahlen (auch wenn sie laut ihrem Bekenntnis die Lehre des Evangeliums haben) sie widerstreben grundsätzlich ihrer Lehre dort, wo es sich zeigen soll: im Leben von echten Menschen. Gemeinden, die stolz, exklusive, streitsüchtig, erschöpft, vergangenheitsorientiert, und das sogar nicht haben wollen, zeigen wie sie eine Evangeliumsdefizit haben.

Die jetzige Wiederentdeckung der Evangeliumslehre ist sehr zu feiern. Aber eine weitere Wiederentdeckung wird durchaus besser sein. Die Entdeckung der Kultur des Evangeliums - das Evangelium in der Gemeinschaft verkörpert -, dort wird eine solche göttliche Kraft sein, die wir bis jetzt noch nicht gesehen haben. Ich schätze mal, so wird Erweckung zunächst ein mal aussehen."

Ray Ortlund, Gospel Doctrine Creates Gospel Culture.

Mittwoch, 14. Oktober 2015

Du Wirst Was Du Liebst

"Menschen ändern sich nicht, weil sie sich entschlossen haben, sich zu verbessern. Wenn das möglich wäre, denn würden die guten Vorsätze für das neue Jahr auch klappen. Menschen entscheiden sich zu ändern, weil sie etwas höher und besser lieben. Wie St. Augustin es gesagt hat, "Du wirst das, was du liebst". 
Aber wenn man nicht über den Kampf der Sünde reden kann, oder wieso einige Lieben höher als andere Lieben sind, und einige gesund und andere ungesund sind, dann hast du die ethische Sprachfähigkeit und die geistige Ausrüstung notwendig, um darüber nachzudenken, wie man wirklich besser wird.  
Genau diese Sprachfähigkeit und geistige Ausrüstung hat man in der Christlichen Tradition,"
David Brooks, The New York Times,

Ht: Martin Downes



Dienstag, 13. Oktober 2015

Der Herr Offenbare Sich Uns!

So betet Richard Sibbes am Ende seines sonnigen Werks "Geborgen in Ihm"
"Der Herr offenbare sich uns mehr und mehr im Angesicht seines Sohnes Jesus Christus und verherrliche die Macht seiner Gnade im Nähren jener Anfänge von Gnade inmitten unserer Verderbtheit. Er heilige uns in der Betrachtung der eigenen Schwächen, um uns zu demütigen und gebe uns Mut in seiner liebevollen Barmherzigkeit. 
Und möge Er uns davon überzeugen, dass Er, da Er uns in den Gnadenbund hineingenommen hat, uns nicht wegen jener Verderbtheiten wieder hinauswerfen wird, die, zumal sie seinen Geist betrüben, uns in unseren eigenen Augen abscheulich machen. 
Und weil Satan daran arbeitet, die Herrlichkeit Jesu Gnade zu verdunkeln und unseren Trost durch Entmutigungen behindert, füge der Herr dies noch zu übrigen seiner Gnadenerweise hinzu, - weil Er so gnädig ist zu jenen, die sich seiner Herrschaft beugen -, dass wir den rechten Gebrauch von dieser Gnade machen und nicht einmal den geringsten Anteil an Trost verlieren, der für uns in Christus bereitliegt. 
Und möge Er gewähren, dass die siegreiche Kraft seines Geistes in uns ein Beweis der Wahrheit der in uns begonnenen Gnade und ein Unterpfand ist des letztendlichen Sieges zu der Zeit, wenn Er alles in allem in all den Seinen für alle Ewigkeit sein wird. Amen."

Freitag, 9. Oktober 2015

Geistliche Hochmut Und Demut

"Die geistliche Hochmut neigt dazu, mit Bitterkeit oder mit Gelächter, Leichtsinnigkeit und etwas Herablassung von den Sünden anderer Menschen zu sprechen. Aber die wahre christliche Demut will viel mehr über diese Probleme schweigen, oder mit Reue und Barmherzigkeit darüber reden.  
Die geistliche Hochmut hält andere im Verdacht, aber ein demütiger Christ geht am vorsichtigsten mit seinem eigenen Herzen um. Nichts in der Welt verdächtigt er so sehr wie sein eigenes Herz. Die hochmutige Person will die Schuld und Mängel bei anderen Gläubigen finden. Er sieht, dass sie wenig Gnade haben, und beobachtet häufig wie kalt und tot sie sind, und welche Schwäche sie haben. 
Aber der demütige Christ hat so viel bei sich zu hause zu tun, sieht so viel Bosheit in seinem eignen Herzen, und ist so sehr damit beschäftigt, dass er nicht so viel Zeit übrig hat, um sich mit den Herzen der anderen zu beschäftigen. Er neigt dazu andere viel höher wertzuschätzen als sich selbst."

Jonathan Edwards, Works (Edinburgh, 1979), I:398-400
Ht: Ray Ortlund

Donnerstag, 8. Oktober 2015

Wir Beide Im Sumpf

"Wer kann sich also über einen anderen erheben, wie wenn er gerechter wäre als jener? Er kann ja nicht nur dasselbe tun, sondern er tut bereits im Herzen vor Gott, was jener tatsächlich vor den Menschen tut. Und so darf man niemand verachten, der sündigt, sondern man muss ihn als einen Gefährten gemeinsamen Jammers freundlich tragen und muss sich gegenseitig helfen, so wie zwei, die in demselben Sumpf stecken, sich gegenseitig helfen. So tragen wir einer des anderen Last und erfüllen damit das Gesetz Christi (Gal 6: 2). Sonst werden wir beide im Sumpf umkommen, wenn wir jenen verachten."
Martin Luther, 
Römerbrief Vorlesungen, Münchener Ausgabe, S. 154.


Wie sollte es anders sein, wenn wir nur aus Gottes freier Gnade und Güte gerettet werden? Die bittere Ironie ist, dass wir uns dann von allerlei Hilfe abkapseln, wenn wir uns über andere erheben. Allein erhoben, allein stehend, allein fallend. So fall ich auch allein und kann kaum erwarten, dass jemand sich dann zu meiner Tiefe hinuntersteigt, um mich aus der Grube zu bringen. Einsamkeit ist der schmerzhafte Preis des Selbsterhebens. So ist die Selbstgerechtigkeit eine höchstwirksame Gift gegen echte Gemeinschaft, und Christi geschenkte Gerechtigkeit die Quelle für friedliche, herzliche, liebende Freundschaft und Gemeinschaft.  

Mittwoch, 7. Oktober 2015

Lieber Freund

"Lieber Freund, 

Bemühe dich daran, die Mitteln der Gnade (Gebet, das Wort, Abendmahl und Gemeinschaft mit Christen) fleißig zu gebrauchen. Achte aber darauf, dass kein gesetzlicher Geist sich aber einschleicht. Solcher wird dir sagen, Gott sei ein strenger, harter Meister, der darauf aus ist, uns auszunutzen. Die Wahrheit ist fern davon entfernt. Sein Name ist Liebe: Er schaut auf uns mit Barmherzigkeit, Er kennt unsere Gestalt und weiß, dass wir bloß wie Staub sind. Wenn es uns vorkommt, als ob unsere Schwachheiten die Oberhand gewonnen haben, lässt Er uns nicht in die Verzweiflung sinken. Stattdessen erinnert Er uns daran, dass wir einen Fürsprecher beim Vater haben, der dazu fähig ist, Mitgefühl zu zeigen, uns zu vergeben, ja uns völlig zu retten. 

Denk an die Namen und Titeln, die Er trägt. In welchen Beziehungen steht Er zu uns? Nennt Er sich nicht Retter, Hirte, Freund, und Ehemann? Hat Er uns nicht seine Liebe, sein Blut, seine Gerechtigkeit, seine Verheißungen, seine Kraft und seine Gnade geoffenbart? Und das alles für unsere Ermutigung! 

Weg dann mit allen zweifelnden Gedanken des Unglaubens! Sie werden nicht nur dein Herz beunruhigen, sondern deine Hände auch schwächen. Auf Grund seines Wortes halte es für wahr, dass du Ihm gehörst und Er dir,  dass Er dich mit einer ewigen Liebe geliebt hat. Dass Er daher dich in liebender Güte zu ihm gezogen hat, dass Er sicherlich das vollenden wird, was Er begonnen hat. Dass nichts, was man nennen oder sich je vorstellen könnte, dich von ihm je zu trennen vermag. 

Diese Überzeugung wird dir Kraft für den Kampf verleihen. Hier ist der Schild, welcher die feurigen Pfeilen Satans löschen  kann. Hier ist der Helm, welchen der Feind nicht zerschmettern kann. Im Gegensatz dazu, wenn wir zweifelnd und fürchtend weitergehen, so mit Angst beladen, dass wir nicht weiter als die Reichweite unserer Gefühle vertrauen, so sind wir schwach wie Wasser und werden leicht besiegt. Sei stark also, nicht in dir selbst, sondern in der Gnade, die in Christus Jesus ist. 

Dein dich liebender Freund," 

John Newton, Works 2,  S.9.