Mittwoch, 25. März 2020

Unbewusster Hass

"Das Verhältnis der Sünde hat in der Kirche in den letzten beiden Jahrhunderten im gleichen Maße abgenommen wie die Erkenntnis Gottes. Für die Reformatoren stand es fest, dass die menschliche Natur in allen Bereichen von der Ursünde befallen war, jener zwingenden Macht, die hinter den einzelnen Übertretungen steht. Sie glaubten, dass der Mensch die Willensfreiheit besitzt, zu tun, was ihm gefällt, dass er aber ohne das erneuernde Werk des Geistes völlig unfähig ist, Gott zu suchen und ihm zu dienen. Ohne Gottes Gnade gründen sich seine besten Taten auf den Unglauben und selbst seine Tugenden werden in seinem Leben zu Waffen gegen die Herrschaft Gottes eingesetzt. ...  
Obwohl die meisten Menschen zeitweilig so tun, als ob sie verwirrte Wahrheitssucher seien mit einer echten Achtung vor Gott, so besitzen sie doch nach Edwards [in einer Predigt über Römer 8:7], solange sie nicht vom Geist bewegt werden,  eine natürliche Abneigung gegen den wahren Gott. 
Es erfüllt sie ein unkontrollierbarer Wunsch, seine Gesetze zu brechen, und die ständige Neigung über ihn, wenn sie ihn überhaupt wahrnehmen, zu Gericht zu sitzen. Sie leben in einer moralischen Feindschaft gegenüber dem in der Bibel geoffenbarten Gott. Da seine Pläne die ihrigen bei jedem Aufeinandertreffen kreuzen, hassen sie ihn in Wirklichkeit mehr als alles andere in der Welt, dies ist ihnen weithin unbewusst. 
Sie wird gewöhnlich durch ihren Unglauben unterdrückt, durch ihr Erschaffen annehmbarerer falscher Gottesbilder, durch ihr Gefühl für seinen großen Abstand zu uns, durch ihre Angst vor der Strafe oder durch ihr mangelndes Bewusstsein für die Größe ihrer Schuld. Sie sind willig, einem verschwommenen Bild der Gottheit Achtung zu erweisen, und diese Haltung wird durch Furcht und Selbstsucht noch verstärkt."

Richard Lovelace, Theologie der Erweckung, s. 80-81.

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