Dienstag, 27. Januar 2015

Der Glaube Vereinigt Die Seele Mit Christus

"Der Glaube... vereinigt die Seele mit Christus wie eine Braut mit ihrem Bräutigam. Aus dieser Ehe folgt, wie Paulus (Eph 5:30) sagt, dass Christus und die Seele ein Leib werden; ebenso werden auch beider Güter, Glück und Unglück wie überhaupt alle Dinge gemeinsam. Das, was Christus hat, das ist Eigentum der gläubigen Seele; das, was die Seele hat, wird Christi Eigentum. Hat Christus alle Güter und Seligkeit, so sind sie der Seele eigen. Hat die Seele alle Untugenden und Sünden auf sich, so werden sie Christi Eigentum. Hier hebt nun der fröhliche Tausch und Wettstreit an: Christus ist ja Gott und Mensch, der noch nie gesündigt hat, und seine Rechtschaffenheit ist unüberwindlich, ewig und allmächtig. 

Wenn nun Er die Sünden der gläubigen Seele durch ihren Brautring (d.h. den Glauben) sich selbst zu eigen macht und geradeso tut, als hätte Er sie getan, so müssen die Sünden in ihm verschlungen und ersäuft werden. Denn seine unüberwindliche Gerechtigkeit ist allen Sünden zu stark. So wird die Seele nur durch ihre Brautgabe, d.h. um des Glaubens willen, von allen ihren Sünden los und frei und mit der ewigen Gerechtigkeit ihres Bräutigams Christus begabt. 

Ist nun das nicht ein fröhlicher Hausstand, wenn der reiche, edle, rechtschaffene Bräutigam Christus das arme, verachtete, böse Hürlein zur Ehe nimmt und sie von allem Übel losmacht und mit allen Gütern ausstattet? Dann ist's nicht mehr möglich, dass die Sünden sie verdammen; denn sie liegen nun auf Christus und sind in ihm verschlungen."

Martin Luther, Von Der Freiheit Eines Christenmenschen (1521).

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